Rettet das vielfältige Angebot des MGH
- GST
- 21. Aug.
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Artikel vom 22.08.2024 aus az-online.de, Autor: Gerhard Sternitzke
"Mehrgenerationenhaus Ebstorf: Senking setzt Unterschrift unter falschen Vertrag"

(Foto Quelle: Privat)
10.000 Euro hat die Ebstorfer Politik für das Mehrgenerationenhaus eingeplant. Der Verein „Potenzialriesen“, der die Einrichtung seit Dezember 2024 betreibt, verlangte jedoch 35.000 Euro – exakt so viel, wie ihm laut Vertrag zusteht. Bürgermeister und Gemeindedirektor Heiko Senking (UWG) räumt ein, dass er den Vertrag unterschrieben habe, ohne alle Zeilen noch einmal durchzulesen.
Ebstorf – Es läuft gerade richtig gut im Ebstorfer Mehrgenerationenhaus. 20 bis 40 Besucher am Tag zählt der Betreiberverein „Potenzialriesen“. Bei Großveranstaltungen sind es auch 100 bis 150 Gäste. Zwei Haupt- und 22 Ehrenamtliche sorgen für Angebote von der Krabbelgruppe bis zum Seniorenfrühstück, vom Präventionskurs für Kinder bis zum Lachyoga. Von den Kommunalpolitikern gab es zuletzt großes Lob für die Arbeit des Vereins, der die Einrichtung im Dezember 2024 übernahm – jedenfalls so lange, bis auffiel, dass es unterschiedliche Vorstellungen über die Kosten gibt.
Im nicht öffentlichen Verwaltungsausschuss trafen zwei Sichtweisen aufeinander. Laut Vertrag erhält der Betreiberverein 35.000 Euro im Jahr – ebenso viel wie der DRK-Kreisverband vorher. Die Politiker gingen dagegen davon aus, dass ihr Anteil lediglich 10.000 Euro beträgt. Die Nachmittagsbetreuung – eine Gruppe im Haus, eine in der Mauritius-Schule – wird extra mit 30.000 Euro vergütet. Aufgefallen sind die unterschiedlichen Vorstellungen, als der Verein seine zweite Teilrechnung schickte.
Verein macht keinen Gewinn
„Es kam keine Reaktion. Über drei Ecken habe ich erfahren, dass es ein Problem mit dem Vertrag gibt“, erzählt die Vorsitzende Maria Kuhnig. „Über 10.000 Euro hätte ich keinen Vertrag abgeschlossen, weil das gar nicht zu finanzieren wäre.“ Kosten fallen nach ihren Angaben nicht nur für rechnerisch eine Vollzeitstelle an, dazu kommen Reinigung, Versicherungen, Internet und Kosten für Kooperationspartner, zählt sie auf. 40.000 Euro Förderung für das Mehrgenerationenhaus fließen vom Bundesfamilienministerium.
„Da bleibt nicht mal ein Euro übrig“, stellt Maria Kuhnig klar. „Als Verein dürfen wir auch gar keinen Gewinn machen.“ Die Unsicherheit über die Finanzierung stelle auch geplante Projekte im Mehrgenerationenhaus infrage. Notfalls müssten Zuschüsse wieder zurückgezahlt werden. „Ich wünsche mir einen verlässlichen Vertragspartner“, sagt die Vorsitzende. Der Vertrag läuft bis 2028.
Bürgermeister Heiko Senking, zugleich Gemeindedirektor, bestätigt auf AZ-Anfrage, dass der Klosterflecken von Kosten in Höhe von 10.000 Euro ausgegangen sei. „Es musste alles ganz schnell gehen. Ich habe den Altvertrag unterschrieben. Das entsprach nicht der Beschlusslage des Verwaltungsausschusses“, räumt er ein. Er habe den Vertragstext, der dem mit dem DRK entsprach, nicht noch einmal komplett durchgelesen. „Das war mein Fehler.“ Er habe auch die Kommunalaufsicht darüber informiert.
Gleichzeitig spricht er von einem „glücklichen Versehen“, denn mit der Arbeit des Vereins „Potenzialriesen“ im Mehrgenerationenhaus könne der Flecken mehr als zufrieden sein, erst recht vor dem Hintergrund der letzten Monate mit dem DRK. Alle anderen angefragten Betreiber hätten abgelehnt. „Das läuft wie ein Länderspiel“, sagt Senking. „Das ist ein Mehrwert für die Bevölkerung. Das lässt sich nicht öffentlich kommunizieren, wenn man ein funktionierendes Mehrgenerationenhaus kürzen wollte.“ So sieht das nach seinen Worten jedenfalls die UWG.
Die Entscheidung trifft der Verwaltungsausschuss am 1. September.
Für dieses Jahr erhält Maria Kuhnig nach eigenen Angaben den kompletten Betrag. Möglich machen es 20.000 Euro, die für eine Renovierung im Haushalt stehen. Die hat der Verein selbst durchgeführt. Unsicherheit besteht auch über die Nachmittagsbetreuung. Der Vertrag ist bis Juni 2026 befristet.




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